NOVANIMAL-Innovationen – Dialog mit der Praxis

Am Montag, 10. September 2018 fand in der Markthalle Basel ein spannender Austausch zwischen Praxis und Forschung statt. Im Rahmen der Veranstaltung «NOVANIMAL-Innovationen – Dialog mit der Praxis» präsentierte das Forschungsteam seine Innovationsideen für eine ressourcenleichtere und potentiell gesündere Ernährung. Als Gäste waren motivierte KonsumentInnen und KöchInnen, weitere erfahrene VertreterInnen aus unterschiedlichen Bereichen der Gastronomie, engagierte Bauern und Personen aus dem Umfeld der Landwirtschaft sowie Fachleute aus der Nahrungsmittelverarbeitung eingeladen.

Das Ziel des Dialoges war es, die untersuchten bzw. entwickelten Innovationen mit den PraxisexpertInnen zu diskutieren. Die Feedbacks, Meinungen und Argumente dienen uns dazu, die Innovationsideen zu verbessern und weiterzuentwickeln, zentrale Hemmnisse zu erkennen und Lösungsansätze für ihre Überwindung vorzuschlagen.

Programm der Dialogveranstaltung

 

Zielkompass und Innovationsposter

An der Dialog Veranstaltung wurden viele Innovationsideen für die  Landwirtschaft, die Nahrungsmittelverarbeitung und die Gastronomie vorgestellt und mit der Praxis diskutiert. Die Ziele, die mit den Innovationen verfolgt werden, sind im Poster «Zielkompass» zusammengestellt. Aufgrund der Feedbacks unserer Dialog-PartnerInnen haben wir die Innovationsposter überarbeitet. Die aktuellen Versionen können hier betrachtet und heruntergeladen werden.

 

Zielkompass
Innovationsposter
Landwirtschaft Produzieren
Innovationsposter
Cleantech Verarbeiten
Innovationsposter
Gastro Anbieten
Innovationsposter
Gastro Entscheiden
Innovationsposter
Gastro Lernen
Zielkompass
Innovationsposter
Landwirtschaft Produzieren
Innovationsposter
Cleantech Verarbeiten
Innovationsposter
Gastro Anbieten
Innovationsposter
Gastro Entscheiden
Innovationsposter
Gastro Lernen

 

Hintergrundinformationen

Für die Dialogveranstaltung wurden Hintergrundinformationen zu Produktion und Konsum von Fleisch und Milch/-produkten, Umwelt und Ernährung, Gesundheit und Ernährung sowie Nutztieren aufgearbeitet. Diese stehen als Faktenblätter zur Verfügung.

Fleischkonsum in der Schweiz und Ausland
Faktenblatt Nr. 1
Produktion und Konsum von
Fleisch in der Schweiz
Faktenblatt Nr. 2
Produktion und Konsum von
Milch/-produkten in der Schweiz
Faktenblatt Nr. 3
Umweltbelastung durch Ernährung
Faktenblatt Nr. 4
Gesundheit und Ernährung
Faktenblatt Nr. 5
Nutztiere in der Schweiz
Fleischkonsum in der Schweiz und Ausland
Faktenblatt Nr. 1
Produktion und Konsum von
Fleisch in der Schweiz
Faktenblatt Nr. 2
Produktion und Konsum von
Milch/-produkten in der Schweiz
Faktenblatt Nr. 3
Umweltbelastung durch Ernährung
Faktenblatt Nr. 4
Gesundheit und Ernährung
Faktenblatt Nr. 5
Nutztiere in der Schweiz

 

Feedbacks der Gäste

Am Schluss des Dialogs baten wir unsere Gäste um Empfehlungen an das Forschungsteam (Kärtchen auf Pinnwand). Diese ergänzen die Wortmeldungen, die im Rahmen der Dialogrunden an den Innovationstischen geäussert wurden. Die Stichworte auf den Kärtchen haben wir drei Gruppen zugeordnet: Empfehlungen bezüglich Innovationen, Kommentare zur Veranstaltung sowie Hinweise zu Gesundheit und generelle Aussagen. Diese Empfehlungen, Kommentare und Hinweise helfen uns, die Resultate der Evaluation besser zu interpretieren.

Rückmeldungen zu Innovationen

  • Innovation ist ERFOLGREICHE Neuerung, alles andere nur Ideen und Anforderungen
  • Die Sprache der Praxis sprechen!
  • Menübeispiele ohne Fleisch auch in Aus- und Weiterbildungen
  • Schulungsmodule für Gastro-Mitarbeitende ohne entsprechende Berufsausbildung
  • Konsumenten Info machen – für Gastro interessant – Belastung der Umwelt durch Fleisch und Milchproduktion
  • Innovations-Orte/-Ausbildungen initiieren/schaffen
  • Wissen fängt bei den Kleinsten an (Schule)
  • Angebot und Nachfrage: Bildung beim Konsument nicht vergessen (Beginn bereits in Schulen)
  • Überangebot darf nicht selbstverständlich bleiben
  • Nose to tail: was akzeptiert der Konsument? (Blut-/Leberwurst?)
  • Qualität soll auch ihren Preis haben dürfen
  • Speisekarten designen mit Fokus auf lustvolle Beschreibung des Menüs. Oft sind Speisekarten schlecht beschrieben/ gestaltet
  • Mehr offene Menüangebote (auch ohne extra Preis)
  • Lust am Leben – Menüs müssen die Lust am Leben fördern
  • Bedürfnis-Toleranz
  • Rolle des Detailhandels bei der Beeinflussung von Kundenentscheidungen?
  • Gastro muss von nachhaltigen Produkten überzeugt werden. Ideen sind oft noch unbekannt – wenig innovativ.

Rückmeldungen zur Veranstaltung

  • Il manque le lien entre food production/ transformation and health
  • Kurze Vorstellung der Projekte wäre schön gewesen (Methoden, Ergebnisse, worauf beruhen die Innovationen …)
  • Längere Dialog-Runde (zu kurz)
  • Anzahl Dialoge reduzieren, dafür längere Dialoge
  • Wie können Novanimal Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden?
  • What’s next?
  • Was ist das Primärziel? Umweltverträglichkeit? Nachhaltigkeit? Gesundheit? Genuss? Wirtschaftlichkeit?
  • Gute Verbindung von Forschung und Praxis
  • Tolle Arbeit – spricht mir voll aus dem Herzen – viel Erfolg und Energie auf dem weiteren Weg
  • Guter Ansatz – alle entlang der Wertschöpfungskette ins Gespräch / den Austausch zu bringen
  • Gute Inputs

Rückmeldungen zu Thema Gesundheit sowie allgemeine Aussagen

  • Gesundheits-Aspekte nicht vergessen!
  • Welche Rolle spielen gesundheitliche Aspekte bei der Menüwahl?
  • Fokus nicht nur auf Fleisch- und Milchprodukte (Essen ist generell unausgewogen!)
  • Differenz zwischen Forschung und «Praxis» auf dem Lande
  • Zusammenspiel: Politik, Konsument und Wirtschaft
  • Nahrungsmittel sind keine Wegwerfware:
    Wert-Schätzung → Wert-Schöpfung → Abfall → Verpackung → Abfall
  • Schönheitswahn bei Produkten
  • Es bewegt sich was, aber sehr langsam

 

Evaluation

Die Dialogveranstaltung wurde mittels Smartphone evaluiert. Die PraxisexpertInnen konnten sich zu insgesamt 10 Aussagen äussern. Die Ergebnisse dieser Evaluation können als PDF heruntergeladen werden. 

Der PraxisexpertInnen fühlten sich grossmehrheitlich in unserem Dialog willkommen (Frage 1). Das war uns ein wichtiges Anliegen. Und es ist eine Voraussetzung für einen gelingenden Dialog und dass sich die TeilnehmerInnen – wiederum mehrheitlich – so in den Dialog einbringen konnten, wie es für sie stimmte (Frage 2). Dazu gehört natürlich, dass auch wirklich aufgenommen wurde, was Sie gesagt haben (Frage 3). So lautete denn auch das Motto für das NOVANIMAL-Team: «Wir sind Lernende – zuhören, nachfragen, austauschen, lernen». Oder, wie es der französische Schriftsteller Jean de la Bruyère (1645-1696) formuliert hat: «Der Sinn der Unterhaltung besteht weniger darin, selbst viel Geist zu zeigen, als anderen Gelegenheit zu geistvollen Reden zu geben».

Entsprechend unserer inhaltlichen Zielsetzung gelang es, wichtige Ideen für eine umweltschonende und gesunde Ernährung zu diskutieren (Fragen 4 und 5). Dass den PraxisexpertInnen die diskutierten Innovationen oder ganz allgemein die Inhalte des Dialogs meist nicht völlig neu waren, war unsere Hoffnung (Frage 6). Denn zum Dialog eingeladen wurden ganz gezielt Wissens- und ErfahrungsträgerInnen, um zur Weiterentwicklung unserer Innovationsideen für uns Neues zu erfahren und dazuzulernen! Es ging uns nicht um Inventionen im Sinne von Neu-Erfindungen, sondern um Innovationen im Sinne von Erneuerungen für die Praxis (Frage 7).

Die PraxisexpertInnen konnten teilweise zusätzliche eigene Innovationsideen einbringen, dies ist für uns sehr wertvoll (Frage 8). Insgesamt hat sich aus Ihrer Sicht das Programm mit dem Format «Innovationstische» bewährt (Frage 9), auch wenn, wie Feedbacks uns wissen lassen, zum Beispiel die einzelnen Dialogrunden etwas mehr Zeit verdient hätten. Dass Sie mehrheitlich gerne wieder zu einer nächsten NOVANIMAL-Veranstaltung eingeladen würden (Frage 10) freut uns besonders – wird sehr gerne vorgemerkt!

 

 

Dialogbeobachtung

Die Dialogveranstaltung wurde von zwei Personen aus dem NOVANIMAL-Team beobachtet. Die erste Person wählte in jeder Dialogrunde einen einzigen Innovationstisch aus, positionierte sich also mitten in der jeweiligen Dialoggruppe und konnte so das Dialoggeschehen aus der Nähe verfolgen. Die zweite Person besuchte während jeder Dialogrunde jeweils mehrere oder alle Tische. Aus dieser Position eher ausserhalb des Geschehens konnten Eindrücke gesammelt und Einsichten gewonnen werden, die die Veranstaltung als Ganzes betreffen. Zudem wurden Quervergleiche zwischen den Innovationstischen möglich. Die Beobachtungen und Lehren aus den beiden Beobachterperspektiven ergänzen sich damit zu einem Gesamtbild.

Das Mandat zur Dialogbeobachtung war bewusst offen formuliert. Die beobachtenden Personen waren dazu aufgerufen, die aus ihrer Sicht relevanten Tatbestände und Vorgänge festzuhalten, welche Ansatzpunkte zur Beantwortung folgender Fragen geben könnten: Ist es gelungen, einen echten Dialog durchzuführen? Wurde tatsächlich zugehört, aufeinander eingegangen, auf gleicher Augenhöhe diskutiert und gelernt (und nicht nur die eigene Position verteidigt)? Waren die räumlichen und alle weiteren Voraussetzungen gegeben, dass sich die Gäste willkommen fühlten und einbringen konnten, ganz unabhängig bspw. von der beruflichen Herkunft und vom spezifischen Vorwissen?

Ein Ergebnis der Beobachtung ist, dass der Innovationstisch Landwirtschaft in den Dialog-Runden besonders gut besucht war und auch in der Ergebnis-Runde die meisten TeilnehmerInnen anzog. An diesem Tisch ging es rege zu und her, und die Redezeit war unterschiedlich verteilt. Die Diskussionen waren oft politisch gefärbt und drehten sich darum, wer für wahrgenommene Fehlentwicklungen bzw. für die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft die Hauptverantwortung trägt. Die anderen vier Innovationstische wurden etwas weniger häufig besucht, und die Gesprächskultur schien gleichzeitig ruhiger und lösungsorientierter. Besonders an den drei Gastronomie-Tischen schienen sich die TeilnehmerInnen ausgeglichener einbringen zu können.

Ein weiteres Ergebnis der Beobachtungen ist, dass es uns NOVANIMAL-ForscherInnen nicht immer leicht fiel, auf eine dialogische Gesprächskultur umzustellen. Von ihrem beruflichen Umfeld sind ForscherInnen eher eine Debattierkultur gewohnt, in der es darum geht, die eigenen Forschungsfragen und -ergebnisse mit entsprechenden Argumenten überzeugend zu verteidigen.

Zu den bisherigen Lehren im Hinblick auf zünftige Dialoge zählen Aspekte der Infrastruktur, der Tischmoderation und des Zeitmanagements:

  • Bei der Wahl des Ortes sollte auf eine gute Akustik und eine eher ruhige Umgebung geachtet werden. Auch braucht es einen grossen Raum, damit die Innovationstische mit genügend Abstand platziert werden können.
  • Von zentraler Bedeutung ist, dass die ForscherInnen zurückhaltend auftreten. Es könnte von Vorteil sein, professionelle ModeratorInnen mit entsprechender Erfahrung zu engagieren.
  • Für die Dialogrunden ist genügend Zeit vorzusehen, denn Zuhören, Reflexion und Lernen brauchen Zeit! Es empfehlen sich eher weniger, dafür längere Dialogrunden. Wichtig ist weiter, ausreichende Pausen für einen vertieften Austausch im kleineren Kreis einzuplanen.

Aus Sicht des NOVANIMAL-Teams waren die Dialoge mit den PraxisexpertInnen motivierend und inspirierend. Sie haben Erkenntnisse ermöglicht, die es erlauben, die Innovationsideen substanziell zu verbessern und praxisorientiert weiter zu entwickeln.